IG-Metall befragte Betriebsräte zu Leiharbeit und Werkverträge

11. Oktober 2018

IG Metall befragte Betriebsräte zu Leiharbeit und Werkverträge. Diese verdrängen zunehmend reguläre Arbeitsplätze

  • Betriebsräte fordern mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten bei betrieblichen Ausgliederungen

Detmold-Trotz Wirtschaftsboom und Arbeitskräftemangel gliedern Industriebetriebe immer mehr Arbeit über Leiharbeit und Fremdvergaben aus. Mehr als 75 Prozent der Betriebe der Metall- und Elektroindustrie, der Holz- und Kunststoff verarbeitenden Industrie sowie der Textilindustrie nutzen Leiharbeit oder vergeben Aufträge über sogenannte Werkverträge an Fremdfirmen. Das sind die Ergebnisse einer von der IG Metall bundesweit durchgeführten Befragung von Betriebsräten. An der sich auch die Betriebsräte aus den lippischen Industrieunternehmen beteiligten. „Unsere Betriebsräte antworteten, dass Leiharbeit und Fremdvergabe immer stärker zum billigeren Ersatz für reguläre Arbeitsplätze genutzt werden. Dies gehe weit über die Abdeckung von Auftragsspitzen oder andere vorübergehende Personalengpässe hinaus“, sagt Erich Koch, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Detmold.

Deshalb wollen wir, IG Metall gemeinsam mit den Betriebsräten, den Belegschaften und den Beschäftigten den Missbrauch von Ausgliederungen weiter eindämmen. „In den vergangenen Jahren haben wir bereits einiges erreicht: Branchentarifverträge und einige Betriebsvereinbarungen in lippischen Betrieben sichern Leiharbeitern mehr Geld und bessere Chancen auf Übernahme in dauerhafte Beschäftigung und eröffnet ihnen somit bessere Zukunftschancen.

Und sie begrenzen Leiharbeit im Betrieb, sagt Svend Newger zuständiger Gewerkschaftssekretär für Leiharbeit.

„Trotz der Einzelerfolge besteht das Hindernis, dass es keine ausreichende Mitbestimmung für Betriebsräte bei der Fremdvergabe gibt, um Missbrauch zu verhindern. Zwar hat die Politik diese Probleme erkannt und im letzten Jahr die Gesetze nachgebessert, den Missbrauch dämmen sie jedoch nach wie vor nicht ein“, sagt Erich Koch. Deshalb müssen die politisch Verantwortlichen hier weitere gesetzliche Maßnahmen treffen. Dieses muss auch im Interesse von Arbeitgebern sein, die den Missbrauch von Leiharbeit und Fremdvergabe nicht betreiben, sondern die betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in ihrem Betrieb nach Equal Pay fair und gerecht behandeln.

Gut 33 % unserer befragten Betriebsräte sagen, dass Leiharbeit und Fremdvergabe in den vergangenen drei Jahren in ihrem Betrieb dauerhafte Stammarbeitsplätze verdrängt haben. „Betroffen von Ausgliederungen sind mittlerweile alle Bereiche in den Industriebetrieben, von der Entwicklung über die IT bis zur internen Logistik und hinein in die Produktion. Dieser Trend hatte sich bereits bei einer vergleichbaren Befragung der IG Metall vor drei Jahren abgezeichnet“, sagt Svend Newger.

Mit dem Netzwerk Lippe haben wir einen eigenständigen Tarifvertrag hier in Lippe erreicht, der Leiharbeitnehmern und Leiharbeitnehmerinnen das gleiche Einkommen und Arbeitsbedingungen sichert wie den Stammbeschäftigten in den Entleihbetrieben. Hier gilt das Equal Pay Prinzip. Wir stellen jedoch fest, dass immer mehr lippische Unternehmen von diesem Equal Pay Prinzip Abstand nehmen und Leihbeschäftigung aus reinen Kostengründen anderswo billiger einkaufen.

Die IG Metall will daher den Missbrauch von Leiharbeit und Fremdvergabe nun verstärkt in den Betrieben angehen und dort gemeinsam mit Betriebsräten und Beschäftigten weitere Regelungen durchsetzen. Dazu wird die IG Metall in Lippe eine betriebspolitische Kampagne unter dem Motto „Gute Arbeit für alle“ vorbereiten und in 2019 angehen. Das Ziel: Alle Beschäftigten eines Betriebs – egal ob Stammbeschäftigte, Leihbeschäftigte oder Beschäftigte bei Industrienahen Dienstleistern – sollen gleiche und gute Arbeitsbedingungen haben, so Erich Koch abschließend.